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Hämorrhoiden

„Volkskrankheit“ Hämorrhoiden: Symptome und Ursachen

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Sind es die Hämorrhoiden?

Die meisten Patienten, die einen Proktologen wegen Beschwerden am Enddarm aufsuchen, vermuten ein Problem mit den Hämorrhoiden.

Viel häufiger sind die von Laien „äußere“ Hämorrhoiden genannten Analthrombosen und bei Blutungen und Schmerzen der Afterriss (Analfissur). Informieren Sie sich jetzt über die Symptome des Hämorrhoidal-Leidens und finden Sie heraus, welche Behandlung in Ihrem Fall zu empfehlen ist..

Erfahren Sie im weiteren mehr über die Ursachen: Welche Bedeutung haben Pressen beim Stuhlgang, chronische Verstopfung, sitzende Tätigkeit, Einnahme von Abführmitteln und Analsex?

Schema-Hämorrhoiden | Proktologische Praxis München
Schema des Analkanals mit Hämorrhoide an anatomischer Position und von normaler Größe (linke Bildhälfte), mit deutlicher Vergrößerung und Vorfall (rechte Bildhälfte). © Dr. Bernhard Hofer

Was sind Hämorrhoiden?

Der Proktologe versteht darunter (auch: Hämorriden) auf Höhe des Schließmuskels ringförmig angeordnete Schwellkörper im Enddarm (Anus), auch „Corpus cavernosus recti“ genannt.

Ihren Namen haben diese gut durchbluteten Gefäßpolster von dem griechischen Wort für Blutfluß (haíma = Blut; rhoos = fließen).

Welch ein treffender Begriff: Die Blutversorgung von Rektum und Anus wird durch vier Arterien gewährleistet, deren Endäste die schwammartigen Blutgefäße (Sinusoide) im Inneren der Hämorrhoiden füllen.

Bei Anspannung des Schließmuskels füllt sich der Plexus haemorrhoidalis und führt so zu einem luft- und flüssigkeitsdichten Abschluss des Analkanals. Entspannt sich der Muskel, entleert sich das Corpus cavernosum recti. Eine ungehinderte Stuhlpassage ist gewährleistet. 

Hämorrhoiden sind also ein Funktionsgewebe und werden nur zum Problem, wenn sie sich dauerhaft vergrößern oder durch eine Bindegewebsschwäche nach außen vorfallen (Prolaps).

Hämorrhoiden entstehen in der Pubertät und sind mit Kollagenfasern und Muskelfasern in der muskulären Darmwand verankert.

Das Vorhandensein von Hämorrhoiden ist also der Normalzustand und keine Krankheit.

Daran erkennen Sie, ob Sie an Hämorrhoiden leiden

Die 5 häufigsten Symptome

Juckreiz

Warum kommt es zu Juckreiz? Die Hämorrhoiden befinden sich in der Übergangszone von der Schleimhaut des Enddarms zur normalerweise trockenen, äußeren Haut. Wie der Name schon sagt – Schleimhaut produziert Schleim. Vergrößerte Hämorrhoiden können wie „der Fuß in der Tür“  den Schließmuskel blockieren und damit die Passage von Schleim und Feuchtigkeit auf die Haut zulassen. Die Folge sind Hautreizungen (irritatives Analekzem). Wenn die leicht geschädigte Haut ihre Barrierefunktion verliert, wird sie anfälliger für Darmbakterien und Verdauungsenzyme im Stuhl. Der Prozess verselbständigt sich.

Bei manchen Hautkrankheiten (Schuppenflechte, Neurodermitis) findet man aus diesem Grund auch einen isolierten Befall der vorgeschädigten Haut im Bereich des Anus.

Blutung

Blut im Stuhl gilt als Alarmsymptom für Darmkrebs und führt daher nicht selten zur Verunsicherung. Die überwiegende Mehrzahl aller Blutungen hat aber gutartige Ursachen. Die Art der Blutung gibt Hinweise über die wahrscheinliche Ursache: leichte Spuren von hellrotem Blut am Toilettenpapier sind häufig Zeichen eines Ekzems oder  von vergrößerten Hämorrhoiden. Auch eine Analfistel oder Steißbeinfistel können solche Blutspuren bedingen. Tropfende Blutungen sind typisch für die Analfissur. Blutbeimengungen zum Stuhl oder geronnenes Blut ist verdächtig auf eine Blutungsquelle im Dickdarm. Der Proktologe wird daher zunächst eine Spiegelung des Enddarms vornehmen und eine eventuell sichtbare Blutungsquelle behandeln. Zur Sicherheit wird er in der Regel eine Darmspiegelung (Koloskopie) veranlassen, um alle Zweifel der Ursache der Blutungen auszuräumen.

Ausstülpungen

Die Verminderung oder der Verlust der  Stabilität des Bindegewebes kann dazu führen, dass ein Hämorrhoidenknoten gegenüber dem Schließmuskel und der Muskulatur der Darmwand beweglich wird. Der Knoten kann dann beim Toilettengang oder spontan aus dem Enddarm hervortreten. Wenn ein solcher Vorfall (Prolaps) von selbst wieder  zurückgeht, spricht man vom Stadium II, wenn man ihn zurück schieben muss, vom Stadium III des Hämorrhoidalleidens. Das Hervortreten der Hämorrhoide führt zur Störung der Feinabdichtung (Nachschmieren, Wäscheverschmutzung) und Feuchtigkeit um den Anus. Dies kann wiederum Hautreizungen (irritatives Analekzem) mit Juckreiz und Wundsein bedingen.

Stuhlschmieren, Feuchtigkeit

Die Hämorrhoiden sind eigentlich ein nützlicher Bestandteil des sogenannten Kontinenzorgans und sorgen im Zusammenspiel mit dem Schließmuskel für die Feinabdichtung. Bei einer Vergrößerung oder Verlagerung der Hämorrhoiden kann diese Feinkontinenz leiden. Die Patienten klagen dann über Absonderung von Feuchtigkeit oder Stuhlschmieren. Mit einer echten Schließmuskelschwäche hat dieses Symptom meist nichts zu tun. Oft hilft schon die Optimierung der Stuhlzusammensetzung (Aufbau der Darmflora, pflanzliche Quellstoffe), um wieder eine normale Funktion herzustellen. Die Behandlung kann sich dann auf eine Stabilisierung des Bindegewebes durch Verödung beschränken.

Druckgefühl

Die sensiblen Rezeptoren des Enddarms  können nicht immer unterscheiden, ob der Darm gefüllt ist oder ob lediglich vergrößerte Hämorrhoiden ein Druckgefühl oder Fremdkörpergefühl im Analbereich verursachen. Die Patienten suchen dann oft wiederholt die Toilette auf und versuchen, durch verstärktes Pressen eine Entleerung herbeizuführen. In dieser Situation ist das verständlicherweise kontraproduktiv, da durch die Druckerhöhung die Hämorrhoiden weiter anschwellen und nach unten gedrückt werden, sodass sich die Missempfindungen sogar noch verstärken. Dieses Symptom kann oft sehr effektiv mit einfachen Mitteln behandelt werden.

 

Wie fortgeschritten sind die Beschwerden?

Hämorrhoidal-Leiden: Vier Stadien

Die allgemein anerkannte Einteilung des Schweregrads bezieht sich auf die Größe, das äußere Hervortreten  (Prolaps) und die Notwendigkeit, die Hämorrhoiden dann wieder von Hand zurückzuschieben. ​Je nach Füllungszustand mit Blut sind die Hämorrhoiden nicht immer gleich groß, eine Norm für die Größe gibt es nicht. Ein Prolaps tritt nicht immer zwingend auf, der Grad der subjektiven Beeinträchtigung unterscheidet sich von Patient zu Patient.

  • Stadium I: Vergrößerung, kein Vorfall. Hellrote Blutung, Druckgefühl
  • Stadium II: Vorfall (Prolaps) beim Pressen, spontane Rückbildung, Reizung der Haut um den After (irritatives Analekzem), Juckreiz
  • Stadium III: Vorfall, Zurückschieben möglich, Stuhlschmieren
  • Stadium IV: Vorfall, Zurückschieben nicht mehr möglich, Schmerzen, Stuhlhalteschwäche (Inkontinenz)

Warum kommt es zu Hämorrhoiden?

Hämorrhoiden: Ursachen

  • Sind Hämorrhoiden erblich? Eine gewisse familiäre Häufung von Hämorrhoidenbeschwerden scheint gegeben. Wahrscheinlich hat das mit einer anlagebedingten Bindegewebesschwäche zu tun.
  • Chronische Verstopfung und ballaststoffarme Ernährung: Die Entleerung des Enddarm ist ein aktiver Prozess, bei dem sich das muskuläre Hohlorgan des Mastdarms (Rektum) zusammenzieht und der Schließmuskel zeitgleich entspannt. Wenn auch nur einer dieser Vorgänge nicht oder nicht synchron funktioniert, kommt es zu einer Druckerhöhung. Ballaststoffe lockern den Stuhl auf und führen zu einem ausreichenden Stuhlvolumen, sodass der Mastdarm sich weniger anstrengen muss.
  • Schwangerschaften: Viele Frauen leiden in der Schwangerschaft unter Verstopfung. Baby und Fruchtblase drücken auf den Darm, insbesondere zum  Ende der Schwangerschaft fällt ausreichende Bewegung oft schwer. Zum Termin hin lockert sich das Bindegewebe auf und der Wassergehalt des Körpers nimmt zu. All diese Veränderungen begünstigen Schwellungszustände.
  • Ob Übergewicht an sich ein Risikofaktor ist, ist nicht bewiesen. Bei starkem Übergewicht muss man von Ernährungsfehlern ausgehen und auch die den Darm anregende Beweglichkeit nimmt dann ab.
  • Ist das Hämorrhoidal-Leiden eine Alterserscheinung? Wir haben den Eindruck, dass dem nicht so ist. In unserem Wartezimmer finden Sie Patienten aller Altersgruppen.
  • Spielt mangelnde Hygiene eine Rolle? Nein, die meisten unserer Hämorrhoidenpatienten sind ausgesprochen gut gepflegt. Bei Beschwerden neigt man eher dazu, es mit dem Waschen zu übertreiben, was die Haut auch wieder schädigen kann.
  • Sind Abführmittel schädlich? Nein, die heute üblichen Abführmittel Macrogol, Natriumpicosulfat und Bisacodyl sind gut verträglich. Die früher häufig verwendeten, pflanzlichen Senna-Präparate sind etwas in Verruf gekommen, bewiesen ist aber lediglich die dunkle Färbung der Schleimhaut bei langjährigem Gebrauch (Melanosis coli).
  • Und was ist mit Analsex? Analsex ist in den Vereinigten Staaten verbreiteter als ein Twitter-Account: Ungefähr ein Drittel der Frauen und Männer in einer amerikanischen Studie hatten schon einmal Analsex, darunter 11 % der Jugendlichen (15-19 Jahre). Studien zu möglichen gesundheitlichen Folgen – von Infektionen einmal abgesehen – sind aber Mangelware. Auf jeden Fall kann man sich vorstellen, dass die mechanische Dehnung der elastischen Fasern und des sogenannten „longitudinal muscle“, die die Hämorrhoiden auf der Unterlage verankern, bei Analsex überbeansprucht werden und damit einen Prolaps begünstigen können. Wir sehen bei unseren Patienten, die Analsex angeben, häufig eine vermehrte Mobilität der Schleimhaut auf der Unterlage („innerer Mucosaprolaps“), weniger vergrößerte Hämorrhoidal-Knoten.

Und zum Schluß wieder die Evidenz zum Nachlesen

Diagnose Hämorrhoiden: Literaturverzeichnis

  1. Habel, M. A., Leichliter, J. S., Dittus, P. J., Spicknall, I. H., & Aral, S. O. (2018). Heterosexual Anal and Oral Sex in Adolescents and Adults in the United States, 2011-2015. Sexually transmitted diseases, 45(12), 775–782.
  2. Loder, P. B., Kamm, M. A., Nicholls, R. J., & Phillips, R. K. (1994). Haemorrhoids: pathology, pathophysiology and aetiology. The British journal of surgery, 81(7), 946–954.
  3. Maierhofer, C. N., Lancaster, K. E., & Turner, A. N. (2018). Anal Sex Is More Common Than Having a Twitter Account in the United States. Sexually transmitted diseases, 45(12), 783–785.
  4. Stelzner, F. (1964). The corpus cavernosum recti. Diseases of the Colon & Rectum, 7(5), 398–399-398